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3 unsinnige Tipps, wie Sie Ihre Zahnarztangst loswerden

Menschen mit Dentalphobie haben es nicht leicht. Doch zur Zahnarztangst kommt noch ein weiterer Faktor hinzu, der auf die Stimmung drückt: das Internet bzw. die Medien. Die versprechen immer wieder einfache Lösungen für ein gravierendes Problem. Fünf Tipps hier, acht Empfehlungen dort – und schon ist man seine Angst los.
Das ist Unsinn! Machen Sie sich das als Betroffener bitte bewusst. Denn solche Meldungen sind gefährlicher (für Sie), als Sie vielleicht denken.

„Sie schaffen das schon.“

Wahrscheinlich haben Sie schon einmal versucht, im Internet Informationen zu finden, die Ihnen helfen, mit Ihrer Zahnarztangst besser umgehen zu können. Und ebenso wahrscheinlich ist die Annahme, dass Sie dabei auf sogenannte Tipps gestoßen sind, die Ihnen mit Leichtigkeit Ihre Angst nehmen sollen.

Womöglich kamen Sie dann irgendwann an den Punkt, an dem Sie nüchtern feststellen mussten, dass diese vermeintlichen Tipps Ihnen faktisch überhaupt nicht helfen können. Bei zartbesaiteten Menschen besteht nun aber die Gefahr, dass Sie sich selbst die Schuld an ihrer Angst geben. Schließlich gibt es so viele gute Tipps, wie man seine Angst los wird, dann muss es wohl an Ihnen liegen, wenn das bei Ihnen nicht funktioniert.

Letztlich wird der Mensch mit Zahnarztangst nach ein paar oberflächlichen Tipps alleingelassen und muss zusehen, wie er mit den gewonnenen Informationen umgeht. Das wird weder der komplexen Thematik der Dentalphobie gerecht, noch ist es für Sie hilfreich.

Schauen wir uns einmal ein paar der gutgemeinten „Tipps“ an und klopfen Sie auf Plausibilität ab.

Tipp 1: Sprechen Sie über Ihre Zahnarztangst

Einer der Tipps, die man am häufigsten liest. Und sicher ist das nicht grundsätzlich falsch. Natürlich verschafft es eine gewisse Erleichterung, wenn man sich austauscht. Häufig wird jedoch dazu geraten, mit dem Partner, guten Freunden oder dem Hausarzt über die Dentalphobie zu sprechen. Und hier wird es kompliziert.

Stellen Sie sich vor, Sie wollen in einem See schwimmen gehen. Sie wissen allerdings, dass das Wasser kalt ist. Sehr kalt sogar. In Anbetracht dieser Tatsache denken Sie darüber nach, ob Sie tatsächlich ins kalte Nass steigen wollen. Ein Freund von Ihnen steht nun neben Ihnen und redet auf Sie ein. Er sagt, dass nur der erste Moment so kalt ist, nach wenigen Momenten hätten Sie sich an das kalte Wasser gewöhnt, und dann sei es einfach herrlich, im See zu schwimmen.

Gut möglich, dass Sie sich überzeugen lassen. Und hinterher begeistert sind. Allerdings ist Ihr Badeerlebnis nicht mit Ihrer Zahnarztangst vergleichbar. Viele Artikel vermitteln aber genau diesen Eindruck. Zwar stimmt es, dass Gespräche mit Vertrauten immer eine gute Idee sind, der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht den Austausch.

Doch selbst der beste Freund, die beste Freundin, kann nicht beurteilen, was in Ihnen vorgeht, wenn sie selbst das Gefühl dieser Panik nicht kennengelernt hat. Dementsprechend können die Tipps und Empfehlungen – bei aller Freundschaft – nur sehr bedingt helfen. Das gilt im Übrigen auch für den Hausarzt, der nicht automatisch ein Experte für Zahnarztangst oder Phobien sein muss, es oft auch nicht ist.

Tipp 2: Behalten Sie die Kontrolle!

Auch immer wieder gern empfohlen: die Kontrolle behalten. Verbunden mit dem Rat, sich von den Alpträumen rund um die Zahnarztangst zu verabschieden. Sie haben die Kontrolle, heißt es da, Sie entscheiden, was ein Zahnarzt machen darf und was nicht. Sie sind es, der jederzeit die Reißleine ziehen kann. Und natürlich sind Sie der Situation nicht hilflos ausgeliefert, sondern haben sie voll und ganz in der Hand.

Und? Fühlen Sie sich schon besser? Wahrscheinlich nicht, und das ist auch Ihr gutes Recht. Wir sprechen hier über eine Phobie, machen Sie sich das bitte bewusst. Niemand bei Verstand würde auf die Idee kommen, einem Menschen mit Spinnenphobie zu erzählen, er solle die Kontrolle übernehmen, das werde alles gut. Menschen, die unter Phobien leiden, sind eben nicht die, die die Lage voll im Griff und alles unter Kontrolle haben. Sie sind – das ist die traurige Wahrheit – der Situation eben doch ausgeliefert und meist wie gelähmt, wenn die Angstspirale sich zu drehen beginnt.

Natürlich ist der Ansatz gut und richtig, Menschen in die Lage zu versetzen, die Kontrolle über ihre Ängste zu bekommen. Das funktioniert aber nicht mit dem schlichten Satz „Tschakka“, ich hab’ die Kontrolle“. Es verharmlost geradezu ein Problem, das ernstzunehmen ist und nicht mit ein wenig Küchenpsychologie aus der Welt geschaffen werden kann.

Tipp 3: Der Austausch mit Betroffenen

Oft heißt es, dass man sich an Internetforen wenden soll, wenn der Mut zum persönlichen Gespräch fehlt. Dort erhalte man Trost, Tipps und Beispiele, wie gut es laufen kann. Diese Empfehlung enthält gleich zwei desaströse Denkfehler.

Zum einen ist es ein Alarmsignal, wenn Sie niemanden (mehr) haben, mit dem Sie über Ihr Problem sprechen können. Außerdem widerspricht dieser Tipp dem schon genannten, nachdem das Gespräch mit vertrauten Menschen so enorm wichtig sei. Als Alternative den Gang in anonyme Chats oder Foren zu empfehlen, mutet daher doch etwas merkwürdig an.

Zum anderen kann man im Netz zwar Hilfe finden. Aber das ist nicht in Stein gemeißelt. Im Gegenteil, es kann auch nach hinten losgehen, im Internet nach Hilfe durch Betroffene zu suchen. Und so kann aus dem hehren Versuch zu helfen, auch das glatte Gegenteil werden, wenn andere Betroffene die Angst schüren, statt sie zu verringern.

Grundsätzlich spricht nichts gegen den Austausch mit anderen. Mit Vorsicht zu genießen ist er aber trotzdem. Und selbst die Gefahr des Betruges ist nicht von der Hand zu weisen. Zum Beispiel, wenn es um dubiose Angebote für die Kostenerstattung einer Vollnarkose geht.

Der Austausch mit Betroffenen kann als begleitende Maßnahme sinnvoll sein, aber nie als alleinige. Zudem sollten Sie sich auch über den anonymen Austausch mit Menschen austauschen, die real sind.

Tipp 4: Lassen Sie sich nicht mit unnützen Tipps verunsichern

Das Internet ist voll von Informationen. Es muss aber klar sein, dass dabei auch viele zu finden sind, die in Ihrer speziellen Situation einfach nicht helfen können.

Daher unsere Empfehlung: Nehmen Sie sich und Ihre Dentalphobie ernst. Und erkennen Sie an, dass Sie dieses Problem haben. Viele der Tipps, die Sie im Netz finden, sind fachlich unausgegoren und gespickt mit Unwissen. Wenn Sie nach der Lektüre im Netz zum Schluss kommen, dass Ihre Zahnarztangst eigentlich gar nicht so schlimm sein kann, weil es ja so viele einfache Lösungen gibt, schaffen Sie eine weitere „Baustelle“: die des fallenden Selbstwertgefühls.

Es ist ja kein Zufall, dass es Spezialisten gibt, die sich mit der Dentalphobie beschäftigen, dass dazu Studien, Befragungen und andere Untersuchungen gemacht wurden und werden. Auch die Tatsache, dass fieberhaft nach Methoden gesucht wird, die die Behandlung von Menschen mit Zahnarztangst erleichtern sollen, ist keiner spontanen Laune irgendwelcher Experten geschuldet. All das hängt damit zusammen, dass es sich um ein weitreichendes und anspruchsvolles Themenfeld handelt, das mit der entsprechenden Sorgfalt und Genauigkeit untersucht werden muss.

Menschen mit Dentalphobie brauchen Hilfe. Die muss aber fundiert sein und nicht auf oberflächlichen „Weisheiten“ basieren. Denken Sie bitte daran, wenn Ihnen mal wieder ein Clickbait-Artikel ins Auge springt, der Ihnen die Sterne vom Himmel verspricht.

Erfahrungsberichte

Nachrichten

Praxisalltag: Die Krux mit der Spritze

Wer Patienten mit Dentalphobie verstehen will, muss sich zunächst von zahlreichen eigenen Einschätzungen und Einstellungen verabschieden. Denn die Wahrnehmung von Menschen mit Zahnarztangst ist eine andere. Wer das weiß, ist einen großen Schritt weiter – und wird die Spritze mit neuen Augen betrachten.

Zahnhygiene und Kunst: Passt das zusammen?

Der Zahnarztbesuch ist immer wieder so ein Thema. Während die eine Personengruppe sich auf den Behandlungsstuhl setzt, als würde sie in einem Kinosessel Platz nehmen, bekommt die andere schon Panik, wenn sie auch nur an den Geruch einer Praxis denkt. Eine russische Künstlerin möchte auf das Thema Zahnhygiene aufmerksam machen und hat dazu sehr eigenwillige Skulpturen entworfen.

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