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Endlich kann ich Dr. K. vergessen

Wenn es ein Vorzeigebeispiel für ein Kindheitstrauma gibt, dann ist Petra sicher die beste Wahl. Sie kannte bis zu ihrem 10. Lebensjahr überhaupt keine Angst vorm Zahnarzt und wurde dann von einem Zahnmediziner so plump behandelt, dass sie von diesem Zeitpunkt an nicht mehr ohne Panik eine Praxis aufsuchen konnte. Sie musste bis zum 40. Lebensjahr warten, bevor sie einen Zahnarzt fand, der einfühlsam mit ihr umging.
 

Ich bin wohl das klassische Beispiel dafür, dass an Zahnarztangst auch der Zahnarzt schuld sein kann. Bis zu meinem 10. Lebensjahr kannte ich keine Angst vor dem Zahnarzt. Meine Mutter meinte damals immer, sie hätte das Gefühl, ich würde mich auf einen Kinosessel pflanzen, statt auf einen Behandlungsstuhl. Es ist zwar schon eine Weile her, aber ich glaube tatsächlich, dass es damals so war. Das lag definitiv an meiner Zahnärztin, die so unglaublich nett war, dass ich immer nur zu ihr wollte. Das klappte auch, bis sie in Rente ging. Dann mussten wir einen anderen Zahnarzt finden. Der machte erst mal die Arbeit meinen Zahnärztin nieder. Die hätte gepfuscht, da müsse einiges wieder gerichtet werden, was sie versaut hat. Als 10jähriger Junge konnte ich das natürlich nicht beurteilen (könnte ich heute wohl auch nur bedingt), aber in erster Linie zerstörte dieser neue Zahnarzt ein Idealbild, das ich hatte. Immerhin fand ich meine Zahnärztin ganz toll, da waren die bösen Worte des neuen Arztes für mich alles andere als sympathisch oder vertrauensbildend. Aber meine Mutter bestand darauf, dass ich bei Dr. K. bleibe. Ich wollte nämlich nach ein paar Minuten wieder aufstehen und gehen. Keine Chance, meine Mutter blieb hart. Vorwürfe mache ich ihr im Nachhinein nicht, oder nur wenig. Zahnärzte sind wie andere Ärzte auch eben „Götter in Weiß“, meine Mutter meinte es sicher gut. Aber es wurde ein Desaster.

Nachdem Dr. K. die Schimpftiraden beendet hatte, war ich dran. Meine Angst schien der Mann entweder nicht zu bemerken oder oder wollte sie nicht wahrnehmen. Irgendwann begann ich zu weinen, und da wurde es ihm zu bunt: „Was bist Du denn bloß für eine Memme?“ fauchte er mich an. Ich solle mich mal zusammenreißen, nicht so anstellen, aufhören rumzuheulen, all so ein Zeug warf er mir an den Kopf. Ich muss wohl nicht erklären, dass ich dann endgültig erledigt war. Nach dem Besuch flehte ich meine Mutter an, nie wieder zu diesem Mann zu müssen. Sie hatte inzwischen auch erkannt, wie schlecht es mir ging und versprach mir hoch und heilig, einen anderen Zahnarzt zu suchen. Das klappt auch, ich landete wieder bei einer Zahnärztin. Aber es war nicht mehr wie vorher. Und es sollte auch nie wieder so werden.

Mit Anfang 40 – ich hatte inzwischen zwar ein paar Zahnarztbesuche gehabt, aber viel zu wenig, um ein gepflegtes Gebiss zu haben – überwand ich mich nach jahrelanger „Zahnarztabstinenz“ zu einem Besuch in einer Praxis, die auf Zahnarztangst spezialisiert war.
Ich glaube, es war das erste Mal, dass ich meine Geschichte von damals jemandem erzählen konnte, der Verständnis dafür zeigte. Der Zahnarzt war schockiert über meine Geschichte und versprach, mit aller Vorsicht an die Behandlung heranzugehen.

Er hat gehalten, was er versprochen hat. Die erste Behandlung ließ ich im Tiefschlaf machen, die nächsten dann mit der Hilfe von Lachgas. Meine Angst ist nicht weg, ich glaube, sie wird niemals ganz verschwunden sein. Aber es ist ein Maß der Erträglichkeit erreicht. Außerdem erfuhr ich durch den einfühlsamen Zahnarzt, dass ich wirklich gute Zähne habe. „Mit der richtigen Pflege überleben Ihre Zähne den kompletten Rest Ihres Körpers“, witzelte der Zahnarzt einmal. Und ich konnte tatsächlich mitlachen.

Wenn ich jetzt in die Praxis gehe, entscheiden wir nach Sachlage, ob und wie betäubt wird. Der Zahnarzt richtet sich da ganz nach mir. Und so Dinge wie Zahnreinigung oder Zahnsteinentfernung lasse ich inzwischen sogar ohne Betäubung machen.

Ich glaube fast selbst nicht, dass ich das gerade schreibe.
Klingt komisch, ist aber so.

Erfahrungsberichte

Nachrichten

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